Seit heute ist die offizielle deutsche Corona-Warn-App in den bekannten App-Stores verfügbar. Mit zwei Monaten Verspätung hinkt Deutschland hinterher, haben z. B. Frankreich und 40 andere Länder bereits eine eigene App längst auf dem Markt. In Deutschland wurde die Corona-App im dritten Anlauf nun von SAP und T-Systems in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut entwickelt.
Zum Start der Warn-App zeigen wir Ihnen was die App genau macht und ob es Bedenken beim Datenschutz gibt.
Die Nutzung ist und bleibt freiwillig
Anders, als zuerst erwartet, ist die Nutzung der App völlig freiwillig. Die App muss vom Nutzer selbst installiert werden und wird nicht von den Smartphone-Herstellern via Software-Update automatisch installiert. Monatelang wurde über die nötigen Funktionen und die verbundenen Datenschutz-Vorschriften diskutiert, bis die Entwickler am heutigen Tag ein datenschutzkonformes Produkt veröffentlichen konnten.
Hauptfunktion ist die Risiko-Analyse
Die Funktion der Corona-Warn-App liegt in erster Linie in der Risiko-Analyse. Die Installation schützt nicht vor dem Virus, sondern zeigt den Nutzern lediglich ein ermitteltes Risiko an. Das hängt davon ab, ob und wo sich die Nutzer aufhalten bzw. mit wem sie Kontakt haben. Die App ermittelt, ob sich der Nutzer in den letzten 14 Tagen hätte anstecken können.
Die Corona-Warn-App kommuniziert dafür via Bluetooth mit anderen Smartphones, auf denen die App installiert ist und merkt sich deren Kontakt. Dabei wird nur eine ID übertragen und keine personenbezogenen Daten über den Nutzer. Es wird also niemals möglich sein, die Namen und Adressen der Kontaktpersonen zu ermitteln. Die ID wird alle paar Minuten nach dem Zufallsprinzip neu erzeugt. Der „digitale Handschlag“ wird für 14 Tage auf dem Gerät gespeichert und dann gelöscht.
Meldet ein Nutzer einen positiven Corona-Test, werden alle IDs, die das Gerät des infizierten Nutzers in den vergangenen 14 Tagen erzeugt hat, an einen zentralen Server übermittelt. Da die Corona-Warn-App regelmäßig alle als positiv gemeldeten IDs im Hintergrund herunterlädt, kann dem Nutzer schnell ein mögliches Risiko angezeigt werden, in dem die IDs verglichen werden. Die IDs sind für keinen Nutzer einsehbar. Auch positiv getestete Nutzer bekommen nicht mit, wem in Folge des positiven Tests eine Warnung angezeigt wird.
Vollständig funktionieren kann die App natürlich nur, wenn viele Smartphone-Nutzer die App installieren und bei positivem Corona-Test ihr Ergebnis in der App eintragen. Das kann einfach per QR-Code erfolgen.

Sorge über Datenschutz ist weitgehend unbegründet
Häufig kursiert das Gerücht, die Bundesregierung würde anhand der GPS-Daten Bewegungsprofile erstellen und somit kontrollieren, wo die Nutzer sich aufhalten. Das Gerücht wird von den Entwicklern jedoch dementiert. Die GPS-Funktion wird lediglich zum Suchen nach anderen Smartphones mit der Corona-Warn-App benötigt.
Wie steht es aber um den Datenschutz? Sind meine Daten sicher und ist die Nutzung anonym? Das waren die Fragen, die sich viele vorher stellten.
Ursprünglich wollte der Gesundheitsminister den Gesundheitsämtern Zugriff auf die Standortdaten der Nutzer geben. Damit hätten dann ausführliche Bewegungsprofile erstellt werden können, sowohl von Infizierten als auch von gesunden Menschen.
Die Entwickler geben aber Entwarnung in Bezug auf den Datenschutz. Die App sammelt nur so viele Daten, wie nötig und arbeitet ausschließlich mit anonymisierten IDs. Die Daten des Nutzers (Name, Standort, Alter oder Gesundheitsdaten) werden nicht an die Bundesregierung oder an das Robert-Koch-Institut (als App-Anbieter) weitergeleitet. Auch ein zentraler Speicherort aller Daten ist längst vom Tisch. Die Daten werden nur noch lokal beim jeweiligen Nutzer auf dem Smartphone gespeichert.
Was jedoch in punkto Datenschutz problematisch werden kann, ist die Übermittlung des positiven Testergebnisses. Das liegt jedoch nicht an der App an sich, sondern an den Test-Laboren. Diese geben die Testergebnisse via QR-Code oder TAN frei. Viele Labore sind allerdings noch nicht an die technische Infrastruktur angeschlossen. Sollte ein Nutzer weder QR-Code noch TAN erhalten, muss in dem Fall das positive Test-Ergebnis über eine Telekom-Hotline an die App übermittelt werden. Der Betroffene übermittelt dabei seine Handynummer, die im Anschluss aber direkt gelöscht wird.
Für die Bewertung dieses Verfahrens sollte man allerdings berücksichtigen, dass ein Betroffener ohne App mit einem Mitarbeiter des zuständigen Gesundheitsamtes sämtliche Kontakte händisch durchgehen muss.
Einfache Installation
Das Nutzen der App ist wie bereits beschrieben abhängig von der Anzahl der Nutzer. Nur wenn viele Menschen die App installieren, kann eine gute Risikoabschätzung erfolgen. Aber auch dann gibt es noch Hindernisse bei der verwendeten Technologie. Die App nutzt die „Bluetooth Low Energy“ Funktechnik. Die wurde ursprünglich für einen anderen Zweck entwickelt und kann z. B. nicht erkennen, ob zwischen den Geräten eine Glasscheibe ist. In dem Fall ist das Risiko natürlich erheblich geringer.
Die Installation sollte jedoch kein Hindernis darstellen. Die Entwickler haben die Installation extra einfach gehalten, damit sie von jedem ausgeführt werden kann. Die Installation ist kostenlos und völlig freiwillig. Die App kann jederzeit deinstalliert werden oder deaktiviert werden.
Eine detailierte Anleitung zur Einrichtung finden Sie hier: https://www.heise.de/tipps-tricks/Corona-Warn-App-einrichten-und-Risiko-Ermittlung-aktivieren-4784840.html
Android Market: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.rki.coronawarnapp
Apple App Store: https://apps.apple.com/de/app/corona-warn-app/id1512595757