Mit Windows 10 hat Microsoft am 29. Juli 2015 den Nachfolger für das in der kommenden Woche auslaufende Betriebssystem Windows 7 vorgestellt. Ab dem 14.01. bietet der Software-Hersteller für das beliebte Windows 7 keine Sicherheitsupdates mehr an.
Der Marktanteil von Windows 10 unter allen Microsoft-Systemen lag im letzten Monat noch bei 65,37 Prozent. Das Upgrade wird von Microsoft dringend empfohlen, setzen sich alle Windows 7 Nutzer ab diesem Datum einem erhöhten Sicherheitsrisiko aus.
Für alle, die nun noch vor dem Schritt stehen und auf das „neue“ Betriebssystem upgraden müssen, haben wir hier die wichtigsten Datenschutz-Tipps zusammengefasst.
Ganz uneigennützig ist der Wechsel für Microsoft nämlich nicht. Das neue Betriebssystem Windows 10 bringt unzählige Schnüffelfunktionen auf Ihren PC und sammelt so Daten über die Nutzer und deren Vorlieben. Microsoft will durch die gesammelten Daten das Betriebssystem verbessern, analysiert aber jeden Schritt des Nutzers.
Allein ist Microsoft dabei übrigens nicht. Auch Apple und Google sammeln standardmäßig Nutzerdaten. Bei Microsoft überraschte es dennoch, da sich der Konzern in Vergangenheit als Datensammler weitestgehend zurückgehalten hat.
Mit wenigen Handgriffen können Sie das Treiben von Microsoft aber unterbinden und Ihre Privatsphäre schützen. Auch wenn viele der neuen Features Nutzerdaten für den reibungslosen Betrieb benötigen, lässt sich das Sammeln einschränken.
Cortana benötigt diverse Zugriffe um Nutzern zu helfen
Cortana ist das Pendant zu Apples Sprachassistenten Siri und gibt Nutzern nützliche Tipps im täglichen Arbeiten. Dafür benötigt die digitale Assistentin aber Daten der Nutzer. Darunter ist auch der Zugriff auf den Kalender. Je weniger Daten der PC zu Microsoft schickt, desto schlechter funktionieren Komfortfeatures wie Cortana.
Wer auf den Sprachassistenten generell verzichten möchte, klickt zum Deaktivieren in der Taskleiste auf das Suchfeld und danach auf der linken Seite auf das Notizbuchsymbol (drittes Symbol von oben), dann auf Einstellungen. Setzen Sie den Schieberegler bei Cortana kann Vorschläge, Ideen, Erinnerungen, Warnungen und vieles mehr anbieten auf Aus. An dieser Stelle können Sie den Assistenten jederzeit wieder aktivieren.
Bereits bei der Installation auf Datenschutz-Einstellungen achten
Bereits bei der Installation von Windows 10 empfiehlt es sich, nicht den komfortablen „Express Einstellungen“ zu vertrauen, sondern auf der Seite dieses Installationsschritts links unten auf den unscheinbaren Text „Einstellungen anpassen“ zu klicken. Hier sollten Sie alle Optionen auf den nächsten Seiten deaktivieren. Das stellt einen großen Teil der Schnüffelei bereits ab. Nach Abschluss der Installation verlangt Windows, bevor man endlich loslegen kann, nach einem Microsoft-Konto. Ohne geht nichts – so hat es zumindest den Anschein. Doch anstatt über den an prominenter Stelle angezeigten Link ein Konto zu erstellen, können Sie auch einfach „Diesen Schritt überspringen“ klicken und ein lokales Nutzerkonto anlegen.
Ein Microsoft-Konto ist nicht zwingend für den Gebrauch des Betriebssystems nötig. Wer keines hat, muss jedoch auf Komfortfeatures verzichten: Denn ohne Online-Account können Sie zum einen – falls Sie mehrere Windows-Geräte haben – keine Einstellungen, Kennwörter oder andere Daten zwischen den verschiedenen Geräten synchronisieren. Zum anderen haben Sie keinen Zugriff auf den App-Store und können auch keine Anwendungen darüber herunterladen. Wer auf diese Features verzichten kann, der benötigt kein Microsoft-Konto. Und wenn Sie sich vorerst gegen das Konto entscheiden, können Sie den Schritt jederzeit nachholen. Ebenso können Sie ein Microsoft-Konto nachträglich auch in einen lokalen Account umwandeln.
Nachträgliche Datenschutz-Einstellungen
Wenn Sie die Schritte bei der Installation versäumt haben, oder ein neues Gerät mir bereits installiertem Windows 10 gekauft, dann können Sie die Einstellungen auch im Nachhinein erledigen.
Das Feature „WLAN-Optimierung“ klingt zunächst recht komfortabel: So können Sie Ihr heimisches WLAN-Passwort Ihrem Besuch zuweisen, damit dieser auch in ihren eigenen vier Wänden im Internet surfen kann. Doch Microsoft speichert Ihre privaten Zugangsdaten dazu in der Cloud. Wer das nicht möchte, der muss die WLAN-Optimierung deaktivieren. Das geht in den Einstellungen unter „Netzwerk und Internet – WiFi – WLAN-Einstellungen verwalten.“ Hier deaktivieren Sie die Optionen „Mit vorgeschlagenen offenen WLAN-Hotspots verbinden“ sowie „Mit von meinen Kontakten geteilten Netzwerken verbinden“.
Weitere Schnüffelaktionen können in den Einstellungen unter dem Punkt „Datenschutz“ abgestellt werden. Unter „Allgemein“ deaktivieren Sie beispielsweise die Überwachung des Schreibverhaltens und die Verwendung der Werbungs-ID für personalisierte Werbung. Dann bekommen Sie in Apps keine maßgeschneiderte Werbung mehr angezeigt.
Unter „Feedback und Diagnose“ unterbinden Sie, dass Microsoft bei der Analyse von Programmabstürzen auch private Dateien von Ihrem Rechner untersucht. Mit der Einstellung „Einfach“ senden Sie so wenige Informationen wie möglich und erhöhen so Ihre Privatsphäre. Sind diese Kniffe erst mal ausgeführt, hat Windows 10 kaum mehr eine Chance an Daten zu kommen, die Sie Microsoft eigentlich gar nicht zur Verfügung stellen möchten.
Experten-Tipp:
Fluch und Segen zugleich: Die automatische Web-Suche mit dem Suchdienst Bing von Microsoft. Über Ihr Suchfeld in der Taskleiste teilen Sie Google nicht nur Ihre Suchanfragen mit. Waren Sie vorher im Glauben, in diesem Suchfeld wird nur Ihr lokaler Computer durchsucht, liegen Sie leider falsch. Windows 10 nutzt die Ergebnisse auch, um Ergebnisse aus dem Internet anzuzeigen. Eigentlich sehr nett von Ihrem Betriebssystem, aber die Anfragen werden natürlich auch von Microsoft ausgewertet. Dadurch können Sie zum Beispiel gezielte Werbung in Apps erhalten.
Wer die Suche wirklich nur lokal auf dem System nutzen möchte und auf die Web-Ergebnisse verzichten will, der kann die Funktion aktuell nur per Registry-Eingriff deaktivieren.
Hinweis: Ein Eingriff in die Registry sollte nur von erfahrenen Benutzern gemacht werden und immer in Abstimmung mit der IT-Abteilung stattfinden!
Starten Sie den Registry-Editor (Windows-Taste, regedit, Eingabetaste) und klicken Sie sich zum Schlüssel „HKEY_CURRENT_USER/Software/Microsoft/Windows/CurrentVersion/Search“ durch. Klicken Sie mit der rechten Maustaste in einen leeren Bereich der rechten Fensterhälfte und wählen Sie „Neu/DWORD-Wert (32-Bit)“. Nennen Sie den Eintrag „BingSearchEnabled“; der Wert muss auf Null stehen bleiben. Doppelklicken Sie dann den Eintrag „CortanaConsent“ und geben Sie ihm den Wert 0. Nach einem Neustart sollte das Startmenü beim Suchen keine Web-Ergebnisse zeigen und das Cortana-Menü sollte aus den Einstellungen verschwunden sein.