Noch nie in der Geschichte eines bestehenden Großanbieters ist ein Projekt so schnell gescheitert wie das neuste Projekt der Schufa. Dabei ist die Idee eigentlich zum Wohle einer größeren Masse gedacht gewesen. Oder etwa nicht? Worum es sich bei dem neusten Projekt handelt, welche Probleme dadurch entstanden sind und welche Nutzen bzw. Nachteile sie mit sich bringen würde, erfahren Sie in diesem Blogartikel.
Schufa Check-Now? Was ist das eigentlich?
„SCHUFA Check- Now“ sollte eigentlich der Retter für alle sein, die aufgrund einer längerfristigen, negativen Bewertung ihrer Bonität keine Kredite erhalten oder keine Verträge, wie zum Beispiel mit Telekommunikationsanbietern, Banken oder Versicherungen, abschließen konnten. Dank dem „Check- Now“ sollte also eine erweiterte Prüfung der Bonität des Verbrauchers ermöglicht werden. Hierbei sollen zusätzlich die Kontoauszüge des Antragstellers geprüft werden, welche bisher Dritten, also zum Beispiel dem Vertragsanbieter oder dem Kreditinstitut, nicht zur Verfügung standen. Die Prüfung sollte das Tochterunternehmen der „SCHUFA Holding AG“, also die BaFin- lizenzierte „finAPI GmbH“ unternehmen. finAPI dürfte die Informationen jedoch nicht länger als zwölf Monate bei sich speichern. Sie ahnen schon, welche datenschutzrechtlichen Probleme solch ein Projekt mit sich bringen kann.
Das Pilotprojekt
Mit dem neuen Projekt „Check- Now“ startete die SCHUFA gemeinsam mit „Telefónica/O2“ am vierten November 2020 das Pilotprojekt. 100 freiwillige Teilnehmer haben sich dazu bereit erklärt, an dem Projekt teilzunehmen. Dabei ist den Unternehmen Einsicht auf die Bankkonten der Freiwilligen gewährt worden, um deren tatsächliche finanzielle Situation zu prüfen. Dazu ist beim Vertragsschluss mit Telefónica/O2 nur ein zusätzlicher Haken nötig gewesen. Dies sollte die Gewinnung potenzieller Kunden mit nicht-ausreichender und/ oder veralteter negativer Bonitätseintragung mit sich bringen.
Was geschieht nach der freiwilligen Einwilligung?
Kontobewegungen wie Zahlungen an Versicherungen, Zahlungen mit Karten, Zahlungen an Inkasso-Unternehmen, Unterhaltsleistungen usw., werden nun alle aufgelistet, was in die Privatsphäre des Verbrauchers eingreift. Zwar werden diese persönlichen Daten nur durch die Erlaubnis des Kontoinhabers abgerufen, dem Kontoinhaber ist das Ausmaß des Zugriffes jedoch nur im seltensten Fall bewusst. Hierbei werden jegliche Transaktionen in zwölf Kategorien und 65 Unterkategorien ermittelt und festgehalten.
Folgen der Datensammlungen
Vom 04.11.2020 bis zum 27.11.2020 konnte die SCHUFA unter diesem Pilotprojekt weitreichend auf die Konten der freiwilligen 100 Teilnehmer zugreifen. Hierbei wurden die Datenschutzbestimmungen massiv verletzt. Der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar ist der Meinung, dass die Reichweite durch die Einwilligung von Seiten des Kontoinhabers nicht überschaubar ist.
Hierbei könnten durch die SCHUFA umfangreiche Persönlichkeitsprofile zum Nachteil des Verbrauchers angelegt werden. Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn jemand sich an Online-Wetten beteiligen würde. Im Umkehrschluss würde „Check- Now“ sogar die Vergabe eines Kredites verhindern. Auch Thilo Weichert, der ehemalige Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, ist der Meinung, dass diese sensiblen Daten dem Unternehmensinteresse dienen könnten, ohne dass die betroffenen Personen davon Kenntniserlangen würden.
Telefónica/O2 versichert während der Testphase keine Daten gespeichert zu haben.
Unterschiedliche Meinungen in der Politik
Solch ein Projekt geht weit über das Interesse der Einzelperson hinaus. Dementsprechend müsse gesetzlich festgelegt werden, inwieweit die Nutzung persönlicher Daten potentieller Kunden genutzt werden können und wo die Grenzen liegen. Als Vertreter des Volksinteresses sind die Parteien dafür verantwortlich das Interesse der Privatperson über das Interesse der Konzerne zu setzen und dementsprechend die Rechte der Privatpersonen zu schützen.
„Die Linke“ vertritt die Meinung, dass Scoring (die Überprüfung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens oder einer Privatperson) verboten werden sollte, die einzige Ausnahme solle nur bei Kreditanträgen bleiben.
Die „CDU“ äußert sich im Sinne der Verbraucher. Die Produkte könnten durch solch eine Umsetzung im Interesse der einzelnen Unternehmen teurer zu erwerben sein, um somit voraussehbare Zahlungsausfälle abzufedern.
Fazit
Nach viel Kritik von Verbraucherschützern und Politikern äußert sich der Mobilfunkkonzern „Telefónica/O2“ am 27.11.2020 wie folgt:
Die Ergebnisse dieses Testes hätten die Erwartungen leider nicht erfüllt, weshalb das „Check- Now“ Verfahren der SCHUFA nicht mehr länger genutzt werden soll. Der Konzern meldet weiterhin, dass die 100 Testpersonen freiwillig an dem Projekt teilgenommen haben und gibt die Verantwortung der datenschutzrechtlichen Aspekte an die SCHUFA weiter.